Neu-Delhi
15. Tag:
Am nächsten Morgen wollte der Guide um 7 Uhr zum Agra Fort starten, denn er hatte um 10 Uhr schon eine neue Gruppe. Da war ich aber nicht mit einverstanden, denn ich wollte auch noch auf die andere Flussseite des Yamuna um das Taj noch von der gegenüberliegenden Seite zu fotografieren. Mit viel Diskussion ging das dann doch. Die Anfahrt war recht lang, besser man hätte sich zuerst das rote Fort angeschaut. Leider war es dort um 9.30 Uhr noch sehr diesig und der Fluss führte nur wenig Wasser.
Danach fuhren wir zum Agra Fort. Einst standen 500 Bauten innerhalb des mächtigen Doppelwalls! Besonders sehenswert: die Säulenhalle, die Perlen- und die Haremsmoschee sowie der Jasmin-Turm, in dem Shah Jahan jahrelang von seinem Sohn eingesperrt wurde.
Da unser Fahrer die Probleme mit der Klimaanlage nicht in den Griff bekam, mussten wir nun das Auto am Büro der Agentur tauschen. Vorher hatte uns auf unsere Frage, was dann mit dem Fahrer wäre, der Guide nicht richtig geantwortet. Ich hatte ja noch Hoffnung gehabt, dass unser süßer "Ambassador" noch mal repariert werden könne, aber es kam leider anders. Ein schicker Jeep stand dort und ein neuer Fahrer! Wir mussten Abschied nehmen von unserem vertrauten, liebgewonnenen Fahrer- ich musste tatsächlich weinen - es kam alles so plötzlich. Er entschuldigte sich noch tausendmal und es war ihm sehr unangenehm, obwohl er ja nichts dazu konnte. Mit einem hoffentlich angemessenen Trinkgeld ließen wir ihn und den "Ambi" dann in Agra zurück. Der neue Fahrer fuhr mit dem Jeep in schlingernden Bewegungen und wir waren froh in Delhi anzukommen, ohne, dass uns schlecht wurde.
Delhi:
Hotel : Oberoi Maidens, Weil im Hotel die U-Bahn Arbeiter untergebracht waren, bekamen wir tatsächlich ein Upgrade in die Präsidenten Suite. Mit Foyer, Ankleidezimmer, Wohnzimmer...
Der Pool im Garten, wie auch das ganze Hotel, waren schon in die Jahre gekommen und am Pool wurde gestrichen. Abends ließen wir uns das teure Dinner aufs Zimmer kommen, da uns das Restaurant viel zu exclusiv war.
16. Tag:
Am Morgen starteten wir mit der Stadtbesichtigung. Wieder ein neuer Fahrer und Guide. Auto und Fahrer gefielen uns gar nicht: dreckig, alt, kaputte Klima, keine Begrüßung... Zuerst ging die Fahrt durch Neu-Delhi mit "India Gate" und Regierungsviertel.
Weiter geht es zum Grabmal des Mogul-Kaisers Humayun – Vorbild des berühmten Taj Mahal und zur 73 m hohen Siegessäule "Qutab Minar" im Süden von Delhi.
In Alt-Delhi besichtigten wir die Freitagsmoschee "Jama Masjid" am Chandni Chowk, dem geschäftigen Silber-Basar. Ich musste mich in einen unförmigen Umhang hüllen und die Schuhe ausziehen. Ich kletterte noch auf einen Turm. Von der Moschee aus bot sich ein guter Blick auf Fort und Altstadt. Von weit unten tönten Fetzen von altbekannten „Harikrishna Songs“ zu mir.
Der Guide war noch jünger und ging einigermaßen auf meine Wünsche ein. Ich wollte unbedingt noch zum etwas außerhalb liegenden Bahai-Lotus Tempel wegen seiner außergewöhnlichen modernen Architektur. Das lohnte sich dann auch auf jeden Fall.
Wieder wurde das Auto getauscht- jetzt war die Windschutzscheibe quer gebrochen. An den Ampeln ereilte uns dann endgültig der „Kulturschock“. In der Gosse saßen völlig verdreckte Kinder, die sich die verfilzten Haare nach Läusen absuchten. Auf den Bürgersteigen lagen unter notdürftig aufgestellten Pappkartons Menschen und schliefen. Es kamen nun Händler und Bettler an die Scheiben. Einer entblößte sogar seinen kindskopfgroßen Hoden. Da waren wir aber doch sehr geschockt! Der Guide meinte, sie werden von der Mafia geschickt, wir sollten nichts geben, da das Geld abkassiert würde. Die Bettler würden von der Mafia mit Drogen versorgt und die Bettler würden lieber mit ihrer Krankheit Geld verdienen, als sich im Krankenhaus behandeln zu lassen.
Wir hielten gegen drei Uhr kurz am Hotel und ich fuhr dann alleine zur Altstadt. Der Guide versicherte mir, dass der Fahrer den ganzen Tag zur Verfügung stände. An einem Parkplatz nahe der Moschee Jama Masjid setze mich der Fahrer ab und wir vereinbarten sechs Uhr als Abholzeit.
Ich machte mich alleine auf den im Reiseführer beschriebenen Weg entlang der Chandni Chowk Hauptstraße. Hier gefiel es mir nicht mehr so, alles war so hektisch, voll und nicht mehr so ursprünglich.
Mutig bog ich dann ab in Gewühl der Altstadtgässchen. Hier gab es viel Plastikglitzer, aber später, je enger die Gassen wurden, auch echte Edelsteinhändler. Das erste Mal fühlte ich mich hier etwas unwohl, weit und breit keine Touristen. In den engen Gassen wurde es trotz Tageslicht sehr dunkel.
Nur in den größeren Gassen fuhren ein paar Fahrradrikschas. Ich verließ mich auf meinen nicht vorhandenen Orientierungssinn und an vielen Essensständen vorbei gelangte ich wieder auf die Hauptstraße. Dort stieg ich auf einen Polizeiaussichtsturm und knipste das Treiben von oben.
Ein total Verrückter ließ sich dann nicht mehr abschütteln: Er ritzte sich mit einer Rasierklinge am Arm herum, was er damit wollte: Geld, Foto, Aufmerksamkeit? Keine Ahnung!
Ich flüchtete vor dem gruseligen Anblick.
Nach einigen Abstechern in andere Seitengassen, ging ich entlang einer etwas größeren Straße und hoffte dann den Bogen bis zur Jama Masjid zu schaffen. So gelang es dann auch. Und ich war froh zum verabredeten Zeitpunkt wieder am Parkplatz zu sein.
Dort war aber leider keine Spur des Fahrers zu sehen. Ich blickte mich um und fühlte mich gar nicht wohl. Es schien ein Busbahnhof zu sein und es war viel merkwürdiges Volk unterwegs. Auch verteilten Polizisten mit Schlagstöcken Knuffe an Leute, die im Weg standen. Dazu noch Händler, die mich bald entdeckten. Langsam wurde es dunkel, sicher nicht der beste Platz hier allein als Frau rumzustehen. Einen anderen Fahrer sprach ich an, aber der kannte unser Hotel nicht. Handynummer des Fahrers oder eigenes Handy hatte ich dummerweise auch nicht mit. Taxen gab`s nicht und alleine ins Tuk Tuk, wenn schon der Fahrer das Hotel nicht kannte, wollte ich auch nicht.
Nach über einer halben Stunde Wartens - es war schon dunkel und ich ziemlich ratlos, sprang dann doch noch meine Rettung herbei. Der Fahrer sagte nur, er hätte hier nicht parken dürfen.
Am Hotel angekommen, meinte er dann frech, ich müsste den Nachmittag mit 10€ extra zahlen, sonst müsste er alles von seinem Gehalt abziehen. Von wegen, ich rief dann vom Hotel aus den Guide an und der erklärte: Zahlen Sie nichts!
Nach diesem großen Abenteuer nahmen wir wieder das Dinner auf dem Zimmer ein.
17. Tag:
Am nächsten Morgen flogen wir vom Flughafen Delhi heim.
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