Maupiti Part 1

 

Nach 30min erreichen wir unser letztes Ziel die winzigkleine Insel Maupiti. Man sagt hier sei es noch so ursprünglich, wie auf Bora Bora vor 50 Jahren. Der „Flughafen“ besteht aus einer kleinen Ankunftshütte aus Stroh auf Korallenuntergrund. Unter einer großen Platane kann man im Schatten warten und ein winziges Kiosk bietet 1 Stunde am Tag Getränke an, da nur 1 Flieger täglich startet. Unser in die Jahre gekommener Gastgeber Camille von der Pension „Kuriri Village“ hält schon sein Schild hoch und wir bekommen nochmals zur Begrüßung einen duftenden Blumenkranz umgelegt.

 

Nachdem sich alle 6 Gastpärchen gefunden haben, und auch die Koffer im völlig überladenen Boot verstaut sind, düsen wir, vorbei an der Hauptinsel Maupiti mit der markanten Kirche mit rotem Turm, zu unserem Motu Tiapaa. 

 

 

 

 

Hier erwarten uns nun 5 Tage authentische Südseeatmosphäre und Einsamkeit pur. Die spritzige Bootsfahrt vorbei an einsamen Sandstränden, grünen Palmen und türkisfarbener Lagunen ist vielversprechend und ich bin schon sehr gespannt. In der Abendstimmung  legen wir am Steg an und unsere Koffer werden per Elektrowägelchen quer über die nur mehrere 100 Meter breite Insel von der Lagunen- auf die Riffseite transportiert. Wir marschieren im Gänsemarsch einen schmalen Pfad entlang und erreichen kurz darauf die robinsonähnliche Anlage, die aus 4 Hütten besteht. In der nach allen Seiten hin offenen Strohhütte, die gleichzeitig als Bibliothek und Dinnerrestaurant dient, bekommen wir von der Gastgeberin Anne-Marie eine kurze Einweisung auf Englisch. Alle anderen Gäste sind vorerst Franzosen. Anschließend beziehen wir neben einem riesigen Bayantree unseren großen Fare mit offenem Bad und Moskitonetz. Die gesamte Anlage wird mit Solarenergie versorgt und das Regenwasser wird aufbereitet. Überrascht und hocherfreut stelle ich fest, dass es sogar per Gasboiler erwärmtes Wasser zum Duschen gibt.

 

Zum Sunset klettern wir mit einem Drink auf den hohen und deshalb mückenfreien aus Holz gezimmerten Ausguck und genießen das Donnern der Wellen, die auf das nahe Außenriff treffen. Im Meer entdecken wir schemenhaft einige kleine Haie, die immer ihre gleichen Bahnen ziehen. Hier lässt es sich aushalten! Um 19 Uhr trifft man sich in der Bibliothek zum Aperitif und wechselt dann zum gemeinsamen Dinner um 19.30 Uhr an die große Tafel. Feierlich erklärt die niedliche Angestellte die Abfolge des 3-Gänge-Menüs. Es gibt Tatar vom rohen Fisch, anschließend einen gegrillten Mahi-Mahi mit Vanillesoße mit Reis und als Dessert gibt es Zitronentarte. Natürlich sind die Gerichte hier schon sehr fischlastig und man muss mit dem Vorlieb nehmen, was die entlegene Lage hergibt. Doch die Köchin gibt sich viel Mühe und es schmeckt den meisten Gästen richtig gut. Mit den anderen Gästen können wir uns mit einem Kauderwelsch aus Deutsch-Französisch-Englisch gut austauschen. Der Abend klingt mit interessanten Gesprächen aus. Camille erzählt, dass morgen ein Nachbau einer traditionellen Piroge auf Maupiti erwartet wird. Das Schiff ist nun schon 16 Tage von Hawaii aus unterwegs. Auf Bora Bora hatte ich es nur noch von weitem gesehen. Gespannt erwarten wir den nächsten Tag.

Der Rauch der üblichen Mückenspirale benebelt mich langsam und wir schlafen schließlich richtig spät um 22 Uhr ein.       

 

 

 

Tag 16:

 

Um 7.30 Uhr werden wir von Camille`s lauten Rufen geweckt: „ La Pirogue, La Pirogue!“. Alle stürmen aus ihren Hütten den kleinen Pfad entlang Richtung Bootsanleger. Von weitem hören wir das Schlagen der Trommeln, die die Piroge begrüßen. Noch ganz verschlafen düsen wir mit unserem Boot in Richtung des Holzschiffes, was den Pass, also die manchmal recht schwierige Durchfahrt durch das Außenriff, schon geschafft hat. Wind, Seegang, Gezeiten und Unterströmungen verhindern an manchen Tagen sogar das Einlaufen in die Lagune. Viele Boote der Einheimischen sind zum Empfang mit Palmblättern geschmückt und einige Frauen tragen bunte Blumenkronen auf den Köpfen. Die Piroge wird gebührend begrüßt und auf dem Boot haben sich einige Seefahrer traditionell in Kostüme gekleidet. Anschließend wird die Mannschaft auf einem anderen Boot zum Außenriff gebracht und wir fahren nach diesem aufregenden Ereignis zurück zur Pension zum Frühstück.

 

 

Das Frühstück nehmen wir unter dem Ausguck ein und schon morgens schwirren die Moskitos aus dem Korallenboden hoch. Ich trage ab sofort immer Söckchen und lange Hosen und kann so die Stiche deutlich reduzieren. Nach dem Frühstück kommt Camille und fragt alle Gäste, was sie heute den Tag über geplant haben. Alle wollen rüber nach Maupiti und auf den höchsten Berg wandern. Doch da ich weiß, was für eine anspruchsvolle Wanderung dies sein wird, möchte ich mich erst noch einmal ausruhen und einen schönen Tag auf unserem Motu verbringen. Nachdem die anderen weg sind, haben wir die Anlage für uns alleine und genießen am schmalen Strand die Ruhe und Einsamkeit. Später wandern wir den Strand entlang bis zur Spitze des Motus und umrunden die Insel fast komplett. Es ist nahezu unwirklich! Mitten im Nirgendwo wandern wir auf einer winzigen Tropeninsel, umspült vom lauwarmen Wasser der Lagune. Grellweiß leuchtet der Strand, und hellblau, fast weiß oder türkis färbt sich das Wasser je nach Tiefe und Sonnenstand. Da springt ein fliegender Fisch über die glitzernde Wasseroberfläche. In der anderen Richtung schauen wir hinaus auf das Dunkelblau des offenen Pazifiks, wo sich am Horizont mächtige Wolken über der Silhouette Bora Bora`s auftürmen.

 

 

 Durga, der alte Haushund, begleitet uns die ganze Zeit, wartet geduldig auf uns und beschützt uns vor anderen Hunden. Durga hat schon viele Abenteuer erlebt und wir hören sagenhafte Geschichten: Sie hat sich ihre Besitzer selbst ausgesucht und ist als Welpe von einem anderen Motu aus nach Tiapaa rüber geschwommen, sie ist, nachdem sie einen Stachelrochen fangen wollte, gestochen worden und musste nach Moorea zum Tierarzt geflogen werden, außerdem hat sie schon mit einem Hai gekämpft und halb in seinem Kopf gesteckt.

 

Unterwegs beobachten wir Fischer, die traditionelle Netze aus Palmblättern flechten und zur Hauptinsel rüber bringen. Zum Anlass der Ankunft der Piroge soll bald ein traditionelles Fischen durchgeführt werden. Dieses Ereignis findet wohl nur alle 4 Jahre statt und wir werden dabei sein.

Was für ein Glück! 

 

 

 

An der Strandspitze des Motus beobachten wir noch 2 Kitesufer. Dann bekommen wir ein paar Regentropfen ab. Danach waten wir an der flachen sandigen Lagunenseite zurück und trinken an einer anderen Pension eine kalte Cola. Durga hockt sich ins flache Wasser und beobachtet wie hypnotisiert die vielen riesigen Stachelrochen, die ihre Runden drehen und sich im sandigen Untergrund einbuddeln; sie ist nach dem Stich wohl nicht schlauer geworden. Auf einem Weg durch die palmenreiche Inselmitte gelangen wir schließlich wieder zur Anlage zurück.   

 

Zum Sunset treffen wir die anderen Gäste auf unserem liebgewonnenen Ausguck und sie erzählen von dem schwierigen Aufstieg auf den Berg und zeigen eindrucksvolle Fotos rum. Schon bei der Planung zuhause stand für mich fest: Auf den Berg von Maupiti muss ich auf jeden Fall hinauf und dieses 180° Panorama live erleben!

 

Zum Dinner gibt es CousCous als Vorspeise, wieder gegrillten Fisch mit Kartoffelgratin als Hauptgang und Kokospudding zum Nachtisch.

Schade, so langsam neigt sich unser Südseeurlaub schon dem Ende zu…

 

 

 

Tag 17:

 

Noch vor dem Frühstück treffen wir uns alle am Bootsanleger. Ich habe wieder meinen wärmenden Surfanzug und die Schnorchelausrüstung dabei. Nicht weit von unserem Motu an einer tiefen dunkelblauen Stelle im Meer stoppt Camille. Und tatsächlich, man sieht riesengroße Schatten in der Tiefe, die sich bewegen. Schnell machen wir uns bereit und springen ins Wasser. Wir haben großes Glück! Eine Gruppe von 6 Mantarochen zieht majestätisch hintereinander in einer Acht ihre Bahnen. Die Sicht ist recht gut und ich lasse diese Eindrücke auf mich wirken. Die anderen sind gute Taucher und versuchen immer wieder tief zu den Tieren herunter zu gelangen. Sie können mit einer „Go-Pro“- Kamera am Stiel Videos und super Fotos machen.

Beim anschließenden Frühstück tauschen wir absolut begeistert unsere Fotos und Eindrücke aus.

 

 

 

Mittags reisen einige Gäste ab und nur ein Franzosenpärchen bleibt mit uns an der Anlage. Später kommen dann neue Gäste, unter anderem ein italienisches Paar im Honeymoon, Francesca und David, die total lustig sind und mit denen wir viel Spaß haben.   

 

Nachmittags wird es windiger und ein paar Lokals kiten einfach so über die knapp unter der Wasseroberfläche liegenden Korallenblöcke im spiegelglatten Wasser der Lagune hinweg. Stolz, dass ihnen überhaupt mal jemand zuschaut, vollführen sie wilde Sprünge und machen das „Hangloose“ Zeichen. Wir folgen ihnen und wandern nun den Strand in die andere Richtung entlang. Am Pass vergnügen sich die Kiter dann an den sich dort brechenden Wellen und tun so, als ob es hier keine gefährlichen Strömungen oder Felsen gäbe.

 

Zum Sunset laufe ich, wiedermal begleitet von Durga, über den kleinen Weg auf die Lagunenseite unseres Motus und fotografiere dort, denn wir wohnen auf der der Sonne abgewandten Seite. 

 

 

Tag 18:

 

Heute ist der große Tag des traditionellen Fischens. Ich weiß schon im Voraus, dass uns ein ganz besonderes Ereignis erwarten wird und bin sehr aufgeregt.

 

Vorher geht es nochmals zum Manta Point, doch diesmal ist die Sicht schlecht und wir bekommen keine Mantas zu sehen.

 

Gegen 11 Uhr starten wir vom Bootsanleger. Schon von weitem erkennen wir viele viele Auslegerboote, die sich in einer langen Reihe auf dem Meer formieren. Auch die Dinghis der Touristen der Segelboote sind geschmückt und ganz Maupiti scheint bei diesem Event dabei sein zu wollen. Die Stimmung knistert und und alle sind gespannt. Polynesier und Touristen tragen Blumenkränze oder Palmstirnbänder auf dem Kopf, die Boote sind traditionell geschmückt. Immer mehr Boote schließen die Lücken, bis sich ein endlos langes Band von Booten von einem bis zum anderen Ende der Lagune aneinanderreiht. Fröhlich winkt man sich zu und die Polynesier, die auf dem Bug vorne sitzen, präsentieren breit grinsend ihre schweren Steinschleudern.

 

 

 

 

Plötzlich senkt sich auf einem Boot die kleine weiße Fahne; das ist das Zeichen, das es endlich losgeht. Mit großem Gejohle beginnen die Polynesier damit, die Steine ins Wasser zu schlagen; dabei spritzt es gewaltig. Durch den Lärm sollen die Fische immer weiter in die enge geschlossene Lagune getrieben werden. Mit Begeisterung machen alle mit und es ist ein Riesenspaß! Ab und zu wird sich abgewechselt, denn die Steine sind groß und wohl sehr schwer. Langsam rücken die Boote immer weiter Richtung Hafen und Lagune vor. In der Ferne sieht man schon weitere Boote und eine superlange Menschenkette, die uns im flachen Wasser schon erwarten. Die vorher geknüpften einzelnen Palmnetze liegen nun als ein riesiges Netz im Wasser und viele Menschenhände halten sie fest. Als wir das Netz erreichen, geht alles ganz schnell. 

 

 

 

 

Die Menschen springen aus ihren Booten und rennen zur Unterstützung zu den freien Stellen an der Menschenkette am Netz. Man fühlt sich als dazugehörig und alle bilden eine große Gemeinschaft. Die letzte offene Stelle wird mit weiteren Palmnetzen versperrt. Die älteren Polynesier geben nun laute Kommandos, wie das Palmnetz enger gezogen werden soll und alle packen kräftig mit an; manchmal zu heftig und unter großem Geschrei wird die wellenartige Bewegung der Menschenkette angehalten, wenn das Netz einreißt und wieder gestopft werden muss. Vielleicht sind dabei doch einige Fische entwischt? 

 

 

 

Immer enger und enger wird der Kreis des Netzes und es wird von kräftigen jungen Polynesiern mit langem, dunklen Haar und vielen Tätowierungen auf ihrem Körper auf Land gezogen. Die Menschen recken die Hälse, doch in dem aufgewühlten, milchigen Wasser kann man keine Fische erkennen. Zum Schluss zappeln tatsächlich nur ein paar winzige Fischlein zwischen den Palmblättern in den Wasserpfützen. Die Kinder stürzen sich begeistert auf die Fische, raffen mit Händen und stopfen sich in die T-shirts, was sie vom Fang kriegen können. Die Jungs fädeln die Fische direkt fachgerecht auf dünnen Strohbändern auf. Die Erwachsenen kehren zu ihren Booten zurück und es scheint, als wenn jetzt der eigentliche Spaß beginnen würde. Gemütlich mit einer kühlen Flasche Hinano Bier in der Hand und bei einem leckeren Picknick werden die Ereignisse des Tages diskutiert. Barbequeduft liegt in der Luft.

 

 

 

 

                  

Leider drängt Camille zum Aufbruch und ich kann sein wildes Winken und seine lauten Rufe nicht mehr weiter ignorieren. Alle anderen Gäste sitzen schon länger im Boot und warten nur noch auf mich. Schade, denn ich hätte hier noch stundenlang beobachten und fotografieren können. Dies war sicher das Highlight unseres Urlaubes.

 

 

 

 

Was für ein Erlebnis vor der Inselkulisse Maupiti`s!