Etappe 8. - 11. Tag:                                                              Mount Robson - Kiney Lake - Valemount - Blue River - Clearwater - Wells Gray PP - Helmcken Falls - Joffrey Lake - Whistler   

Tag 8:

 

Heute müssen wir leider unsere schicke Blockhütte wieder verlassen und wir fahren gegen 8 Uhr los Richtung Mount Robson ( 3.954 m). Uns wird bei der Überquerung der Grenze von Alberta nach British Columbia eine Stunde Zeit geschenkt. Das Foto mit der Mountain Goat im Vordergrund ist jedoch noch nicht das Richtige, denn im Hintergrund fehlt noch der Berg. Erst bei der Ausfahrt am westlichen Parkzugang finde ich das „richtige“ Fotomotiv. Wir halten kurz am Visitor Centre und erfahren, dass das nahe Feuer eine Wanderung zum Kinney Lake nicht beeinträchtigen wird. Schon jetzt am Morgen sind es wieder 25°Grad. Wir fahren vor bis zum Parkplatz am Trailhead, sprühen uns nochmal richtig mit Mücken- und Sonnenschutz ein und laufen los. Die Bärenglocke lasse ich wieder kräftig bimmeln.

 

Der breite leicht ansteigende Weg verläuft immer entlang des wild tosenden Robson Rivers im Schatten der Bäume. Es ist eine wunderschöne Wanderung (10 km Hin- und Rückweg) mit Blicken auf den schneebedeckten Mount Robson. Irgendwann laufen wir über eine Brücke und stehen dann vorm Kinney Lake. Wow, was für eine tolle Kulisse; die Berge spiegeln sich im hellblau gefärbten Bergsee wider. Einfach unglaublich anzusehen. Ab hier kann man noch viel weiter wandern auf dem wohl wunderschönen Berg Lake Trail. Wir kehren jedoch um und auf dem Rückweg können wir von der Brücke aus beobachten, wie Hubschrauber im Fluss ihre roten Wasserkörbe versenken und Löschwasser aufnehmen, um den nahen Brand zu löschen. Nach ca. 3 Stunden sind wir wieder am Parkplatz.

 

 Auf Empfehlung der Dame im Visitor Centre fahren wir nach Valemount  und besuchen dort die Schweizer Bäckerei. T. ist ein leckeres Gebäck mit Kaffee und ich lasse mir ein deftiges Mittagessen schmecken. 

 

Unser nächstes Ziel ist Blue River. Hier wird eine River Safari mit garantierter Schwarzbärensichtung angeboten. Große Werbeplakate weisen schon am Highway den Weg. Im Vorfeld war ich mir nicht sicher, ob wir rechtzeitig dort sein könnten. Außerdem ist die 1,5 stündige Bootstour mit 90€ recht teuer. Aber wann kommt man mal wieder hierher und so buchen wir die letzte Tour um 15 Uhr. Mittlerweile ist es an die 40° Grad heiß und der Himmel ist sehr diesig, unser heißester Tag. Um die Wartezeit zu überbrücken, bekommen wir kostenlose Getränke kostenlos. Zum Glück ist unser Boot mit 6 Personen nur halb besetzt, der Guide ist sehr nett und erklärt viel. Nach einem kurzen Blick auf ein großes Fischadlernest, düsen wir auf dem Fluss los und der Fahrtwind bringt etwas Abkühlung. Nach einiger Zeit erspäht er mit dem Fernglas am Ufer schon den ersten Schwarzbären. Kurz darauf sehen wir noch 3 weitere Bären. Es ist interessant zu beobachten, wie die Tiere sich geschickt an der steilen Uferböschung bewegen und ständig nach Fressen suchen und Steine umdrehen. Ab und zu hebt einer witternd den Kopf und man meint er kann uns riechen. Für Fotos sind wir jedoch ziemlich weit weg und außerdem schwankt das Boot noch zusätzlich.

 

Zum Schluss halten wir noch an einem Wasserfall und steigen kurz aus. Wir klettern nahe heran und ich kühle mich mit dem klaren Wasser ab. Das tut bei der Hitze gut. Auf dem Rückweg fragen wir uns allerdings, wie es möglich sein kann, dass bei einer halbstündig startenden Tour alle Gäste eine garantierte Bärensichtung erleben können. Ob hier nicht doch etwas nachgeholfen wird durch Anfüttern?

 

Gegen 17 Uhr erreichen wir Clearwater und wir essen in einem klimatisierten Fastfood-Laden Burger zum Abendessen. Anschließend fahren wir noch weiter in den Wells Gray Provincial Park zu unserer neuen Unterkunft, der hübschen Moule Creek Lodge, hinein. Die Lodge ist wunderschön gelegen und solide im Blockhausstil gebaut. Wir werden freundlich von dem deutschen Auswandererpärchen begrüßt und bemerken bald, dass diese ursprünglich direkt aus unserer Nachbarschaft kommen. Wir richten uns häuslich ein, duschen mit einem duftenden Pfefferminz / Rosmarin Duschgel und lassen den Abend auf der Terrasse ausklingen. Allerdings lassen uns auch hier draußen die fiesen Mücken keine Ruhe…     

 

Tag 9:

 

Heute ist es nach der schwülen Hitze gestern stark bewölkt. Wir können uns viel Zeit beim super Frühstück lassen. Unsere Gastgeberin hat ein kleines Buffet aufgebaut, mit allem was das Herz begehrt: verschiedene Brotsorten, Käse/ Wurst Aufschnitt, Joghurt, Obstsalat, Müsli, Omelette … Außer uns gastiert nur noch ein weiteres junges Paar und wir tauschen uns am Tisch ausgiebig über unsere Erlebnisse aus. Auf der Wiese hinterm Haus schaut ein hübsches Elk-Pärchen vorbei. Danach versuche ich einen der unglaublich vielen Kolibris zu fotografieren, die ständig zwei Zuckerwasserstationen anschwirren. Es ist ein ständiges Hin- und Herfliegen und in der Luft liegt ein lautes Brummen und Summen. Man könnte stundenlang einfach nur fasziniert zuschauen. Unsere Nachbarn beschließen auf dem Clearwater Fluss eine Raftingtour zu unternehmen; mir bereitet sowas keine Freude.

 

Wir wollen zu den Flower Meadows auf dem Trophy Mountain. Ich möchte endlich richtig viele Wildblumen sehen. Allerdings sind dort oben Begegnungen mit Grizzlies möglich. Die Anfahrt auf den Berg zieht sich und ist schließlich nur noch eine Gravelroad. Außerdem ist es nebelig und es fängt zu regnen an. Oben stehen zwar ein paar Autos, aber keine Menschenseele ist in Sicht. Wir warten, bis es wieder aufhört zu regnen und sehen schon, wie die ersten Mücken wieder anfangen ums Auto zu tanzen. In Regenjacken steigen wir, den bei Sonnenschein sicher hübschen, Wanderweg auf. Am Wegesrand wachsen auch so einige hübsche Blümchen, Indian Paintbrush, dunkelblaue Lupinen, rosafarbene Fireweeds, Margeriten. Aber mir ist es entschieden zu einsam hier, der Bär lauert quasi hinter jedem Baum und die Mücken stechen frech sogar durch meine lange Hose durch. Nach einer knappen Stunde haben wir die blöden Wiesen immer noch nicht erreicht. Entnervt drehen wir schließlich, wahrscheinlich kurz vorm Ziel, um.

 

Wir fahren erst einmal zurück zur Unterkunft und trinken Kaffee mit Muffins. Es hat wieder begonnen zu regnen und wir machen ein Mittagsschläfchen ganz ohne schlechtes Gewissen etwas zu verpassen. 

 

Später besichtigen wir die tosenden Helmcken Falls ( 137 m). Die Umgebung ist nebelig und Dunstwolken wabern mystisch um die Wasserfälle herum. Wir halten noch an Ray`s historischer Farm in der Hoffnung Bären oder Elche zu sichten, doch kein Tier zeigt sich hier. Die Strecke bis zum Clearwater Lake zieht sich dann ewig; einmal steckt ein Schwarzbär seine Schnauze kurz aus dem Wald auf die Gravelroad, verschwindet aber sofort wieder. Da wir um 19 Uhr ein BBQ gebucht haben, drängt langsam die Zeit und wir drehen um.  Die Sonne bricht noch mal kurz durch die Wolken und wir nehmen einen 2. Abstecher zu den Helmcken Falls in Kauf; diesmal gelingt ein Foto mit kleinem Regenbogen. Daheim sind schon unsere Nachbarn vom Rafting zurück, die nassen Schuhe stehen vor der Tür. Richtig begeistert klingen die beiden allerdings nicht, sicher wäre dieses Abenteuer bei Sonne auch schöner gewesen.

 

Zum Dinner / BBQ bleiben wir lieber drinnen an der großen Tafel und werden von unseren Gastgebern mit leckeren gegrillten Steaks, Folienkartoffeln, Salat und tollem Nachtisch verwöhnt. Mhmmm, lecker! Außerdem erfahren wir vieles über das Auswandern nach Kanada und die damit verbundenen Umstände.  

 

Tag 10:

 

Heute nehmen wir eine unserer längsten Fahrten in Angriff. Wir müssen bis Whistler kommen. Gestern berichteten Leute, dass rund um Whistler zahlreiche Feuer den Himmel total diesig machen würden. Auch eine längere Straßensperrung von 1 Stunde Wartezeit wegen Instandsetzungsarbeiten liegt vor uns. Wir starten um 9.30 Uhr und ab Little Fort biegen wir ab auf den Highway 24 Richtung 70 Mile House, der ist weniger befahren, als die Strecke via Kamloops. Die Strecke ist gut ausgebaut und wir erreichen dann den Cariboo Highway 97. Die angebliche Abkürzung über die Pavilion Mountain Road, Gravelroad über den Pass,  ab Clinton nehmen wir jedoch nicht und bleiben auf dem Highway. An der Straßensperrung haben wir Glück, denn gerade als wir ankommen, wird unsere Spur wieder geöffnet. 

 

Schließlich fahren wir am Duffey Lake entlang und stoppen kurz am Lower Joffrey Lake. Da es immer noch bewölkt ist, kann man die tolle Grünfärbung des Sees nur erahnen. Schade, es wäre durchaus Zeit gewesen, die Wanderung zum Upper Joffrey Lake (ca. 3h) zu machen. 

 

Gegen 15.30 Uhr erreichen wir unser sehr zentral gelegenes Hotel Aava Whistler. Nach dem Einchecken bummeln wir durch die Fußgängerzone und schauen uns dann die verrückten Biker an der Talstation des Sessellifts an. Im Sommer ist hier, statt auf Skifahren, alles auf die Biker ausgerichtet. Die mit Protektoren und Helm geschützten Jungen und auch Mädchen fahren in einem rasanten Tempo downhill, springen mit lebensmüden Jumps über die angelegten Rampen und Hügel und kommen unten im Tal total schlammverschmiert wieder an. Nach einer Weile des Zuschauens, kehren wir in der Old Spaghetti Factory ein und sind vom Preis-Leistungsverhältnis sehr angetan. Zusätzlich zum Hauptgericht gibt es vorher Ciabattabrot mit Knoblauchbutter, wahlweise Salat oder Suppe; anschließend gibt es zum Nachtisch Eis und einen Kaffee. Nicht schlecht!

 

Tag 11:

 

Ein Blick auf die verschiedenen Webcams der Whistler Village Gondola, am Roundhouse und auf dem Blackcomb verheißen nichts Gutes. Die Berge liegen komplett im Nebel. Schade, eigentlich hätte heute eine Ganztageswanderung auf dem Programm gestanden: Mit der Whistler Gondola und dem Sessellift zum Whistler Summit, dann den Interpretive Walk, den Half Note Trail, vom Roundhouse mit der Peak to Peak Gondola rüber zum Blackcomb Mountain und dort noch weitere kleinere Wanderungen.

 

Leider frühstücken wir in der Fußgängerzone. Dann schauen wir nochmal etwas den Bikern zu. Mit dem kostenfreien Shuttlebus, der ständig die wichtigsten Standorte anfährt, lassen wir uns ins nahe Upper Village bringen. Heute ist Sonntag und es gibt hier einen Farmers Market. Es werden super leckere Backwaren angeboten, außerdem ist alles unbedingt „organic“, doch wir haben ja bereits gefrühstückt. Wir schlendern an den bunten Ständen entlang und betrachten auch allerlei mehr oder weniger hübsches oder nützliches Kunsthandwerk. Es fängt zu regnen an und wir verlegen uns aufs shoppen. T. ersteht eine reduzierte, bequeme Wanderhose und ich kaufe mir bei Roots einen kuscheligen Kapuzenpulli. Mit dem Shuttlebus stoppen wir auch am Lost Lake, doch nach 10 Minuten nehmen wir schon den nächsten Bus zurück ins Dorf. Dort werden noch die Wahrzeichen Whistlers: die Olympischen Ringe von 2010, ein Totempfahl und ein großer Stein- Inukshuk geknipst.

Wir testen im Hotel die Sauna und den Whirlpool, doch die 20 lärmenden Kinder darin, vertreiben uns schnell wieder. Abends essen wir wieder in der Old Spaghetti Factory, doch diesmal müssen wir lange auf einen Platz warten.