Etappe 17. - 18. Tag:                                                            Tofino - Schooner Cove Beach - Lighthouse Loop - Wickkanish Beach - Long Beach - Cox Bay - Wild Pacific Trail - Artist Loops   

Tag 17:

 

In der Nacht höre ich tapsende Geräusche auf unserer Holztreppe. Ich traue mich aber nicht nachzuschauen, was da draußen ist. Als ich wieder einschlafe, träume ich irgendwas Verrücktes von einem Bären. Als ich dann morgens den Kopf aus dem schmalen Fenster stecke liegt der Hund vom Nachbarn gemütlich auf unserer Fußmatte. Es duftet hier wieder sehr intensiv nach Cedarholz. Wir frühstücken eine schnelle Portion Cornflakes und kochen einen Kaffee zum Wachwerden.

 

Unser 1. Ziel für heute ist der Radar Hill. Doch die Aussicht von oben ist nur okay, denn einige Bäume sind mittlerweile recht hochgewachsen und versperren den Blick. 

 

Weiter geht es zum Schooner Cove Beach. Auf dem Parkplatz stehen nur ganz wenige Autos. Der düstere Schooner Cove Trail schlängelt sich wieder bergab auf Holzboardwalks und führt über viele Treppen durch eindrucksvollen, dichten Küstenregenwald mit tollen Pflanzen, Moosen und Farnen. Die Natur ist für mich schon eher unheimlich. T. rennt wieder kilometerweit vor und mich sollen wohl die Bären und der Puma fressen? 

 

Nach ca. 30 Minuten erreichen wir den menschenleeren Strand und es herrscht zum Glück Ebbe. Man sollte sich besser vorher an einem Visitor Center erkundigen, wie die Gezeiten jeweils sind. Es ist schwer die Weite des Strandes und die Eindrücke des Meeres angemessen einzufangen.

 

Ich laufe vor und halte Ausschau nach den Tide Pools. Tatsächlich liegen vorgelagert dem Strand einige mit Muscheln und Algen bewachsene Felsen, die kaum noch vom Meer umspült werden. Wenn man hier genau hinschaut, kann man wunderschöne Miniaquarien entdecken. Besonders schöne Farben in lila, rosa und orange zeigen die dickarmigen Seesterne, die eng aneinander gequetscht an der Wassergrenze auf den Felsen in Massen kleben. Millionen von kleiner, rosafarbener Seeanemone bewachsen die Felsenpools. An schon trockenen Stellen haben sie sich komplett geschlossen, um ein Austrocknen zu verhindern. Die Tentakel der größeren hellgrünen Riesenanemonen schweben im Restwasser anmutig hin- und her. Wir laufen weiter vorsichtig auf den Felsen herum, versuchen mit unseren Füßen nichts kaputt zu treten und untersuchen immer weitere Pools.

Auch seltene Austernfischer mit hübschen knallroten Schnäbeln können wir beobachten. Dann schlendern wir weit am Strand entlang und laufen bis zu einer weiteren vorgelagerten, kleinen dichtbewachsenen Insel. Hier wird ein, anscheinend noch junger, unerfahrener Seeadler von einem dicken schwarzen Raben immer wieder attackiert und schließlich verjagt.

 

Da wir keine Lust haben, durch den dunklen Wald die vielen Treppen wieder hoch zu steigen, wenden wir uns in Richtung einer Wohnsiedlung der First Nation People. So gelangen wir dann schneller über die asphaltierte Straße zum Parkplatz zurück.    

 

Nun fahren wir weiter Richtung Uclulet. Das Örtchen gefällt uns bei der Durchfahrt schon mal sehr gut. Hübsche kleine Häuser, ruhig, gemütlich mit einer kleinen Marina. Wir parken am schon 100 Jahre alten wunderschön gelegenen Amphitrite Point Lighthouse. Ein regelmäßiges Tuten lässt uns aufhorchen und wir stellen schnell fest, dass draußen auf dem Meer eine Heulboje den Seeleuten den Weg zum Hafen weist. Wir können uns gut vorstellen, dass bei Nebel und schlechten Wetterverhältnissen so ein Nebelhorn in diesen tückischen Gewässern absolut notwendig ist. Wir haben jedoch schönsten Sonnenschein und laufen dann den kompletten Lighthouse Loop. Dieser ist auch der 1. Teil des Wild Pacific Trails. Der Spazierweg ist gut ausgebaut; fast an jeder Kurve sind Holzbänke aufgestellt, sodass jeder sein Fleckchen mit dem Traumblick auf die zerklüftete Felsenküste finden kann. Der Loop eröffnet immer neue spektakuläre Aussichten auf die wilde Landschaft und hat sicher auch bei schlechtem Wetter seinen Reiz, denn das Meer ist ruhig, ohne sich an den Felsen brechenden Wellen. Nach ca. 1 Stunde sind wir wieder am Parkplatz. 

 

Auch am eher kleinen Big Beach stoppen wir kurz, hier ist alles für eine Hochzeit aufgebaut und die schicken Gäste kommen gerade schon. Jetzt haben wir uns ein leckeres Mittagessen verdient. Wir entdecken an der Hauptstraße in Ucluelet zufällig das Matterson House, das ich auf meiner Liste der guten Restaurants bereits zuhause notiert hatte. Dieses Traditionsrestaurant hat sich seinen alten Charme behalten und wir nehmen auf der urigen blumengeschmückten Holzterrasse Platz. T. bestellt den obligatorischen Burger und ich entscheide mich für ein Muschelgericht. Zu den Muscheln wird eine köstliche Wein-Knoblauchsoße gereicht und es schmeckt alles ganz wunderbar. 

Anschließend geht es weiter zum toll gelegenen Kwisitis Visitor Centre am Wickaninnish Beach.  Wir laufen zuerst durch das kleine liebevoll eingerichtete Museum und erhalten gute Infos über die Ureinwohner und das Leben im Meer. An einem Infostand erklärt eine junge Rangerin ausführlich über die seltenen Seeotter und ich darf auch ein weiches Fell streicheln. An einem Aushang entdecken wir, dass es hier aktuell einige Schwarzbären Sichtungen gab und deshalb Warnungen für einige Wanderungen ausgesprochen werden, Vorsicht ist hier also durchaus wieder geboten. Dann laufen wir ein Stück am unendlich langen Wickaninnish Beach entlang. Hier sind Surfer genauso wie Familien mit Kindern unterwegs. Aus den vielen angespülten Treibhölzern bauen sich die Menschen kleine Hütten und einen Sonnen- bzw. Windschutz. Da natürlich kein Ende in Sicht kommt, drehen wir irgendwann um.

 

Weiter fahren wir zum Long Beach und setzen uns auf ein Stück Treibholz. Von hier aus kann man am besten die Surfer bewundern, die besonders die höheren Wellen rund um den vorgelagerten Lovekin Rock abreiten. Allerdings sind die Strömungen hier nicht ungefährlich. Ich laufe ein Stück ins Meer hinein, um näher an die Surfer heran zu kommen, doch das eiskalte Wasser des Pazifiks hält mich von längeren Fotoshootings ab.

 

Nachdem wir wieder einmal den Abzweig zum Schotterweg zu unserer Hütte verpasst haben, duschen wir und ruhen uns etwas aus. Zum Sunset wählen wir zuerst den Chesterman Beach. Die Leute schlendern im goldenen Abendlicht mit ihren Drinks am Strand entlang, es wird Boule und Volleyball gespielt und die Atmosphäre ist hier wirklich toll. Hier eine Unterkunft am Strand zu buchen, ist sicher eine excellente Wahl! Jedoch für das perfekte Sunsetfoto finde ich irgendwie keine gute Stelle.

 

 

Deshalb fahren wir in letzter Minute noch rüber zur Cox Bay und parken unerlaubter Weise auf dem Privatparkplatz des Pazific Sand Resort. Schnell laufen wir vor zum Strand und erwischen noch die letzten Sonnenstrahlen, die sich in einem Strahlenkranz durch die Bäume beamen. Die Abendstimmung ist hier super: alles ist in goldenes Licht getaucht und ein leichter Nebel liegt über dem vom Meer gewellten Strand. Einige unersättliche Surfer rennen nochmal mit ihrem Brett unter dem Arm hinaus ins Meer in der Hoffnung, die beste Welle noch zu erwischen. Wir schießen wieder schöne Fotos vom Sonnenuntergang und den Schatten der Surfer. Als die Sonne schließlich dekorativ hinter einer Felsinsel mit Baumbewuchs versinkt, kommen auch die letzten unermüdlichen Surfer aus dem Wasser und diskutieren in kleinen Grüppchen den letzten Wellenritt. Dann schwingen sie sich im Neoprenanzug aufs Fahrrad und radeln mit dem Board unterm Arm nach Hause.

 

Wir folgen ihnen höchst zufrieden zu unserer kleinen Hütte im Wald…

 

Tag 18:

 

Zuerst steuern wir heute den Combers Beach an. Auch hier läuft man teilweise wieder über Holzstege hinunter zum Strand. Auf meiner Karte ist er als Sunset Location ausgewiesen, doch so richtig gut gefällt er uns nicht. Hier ist man aber wirklich fast alleine. Nach einem kurzen Eindruck quälen wir uns wieder den recht steilen Weg hoch zum Parkplatz.

 

Dann fahren wir weiter Richtung Ucluelet, um den weiteren Teil des Wild Pacific Trails:  www.wildpacifictrail.com zu laufen. Auf der Karte ist die einfache Strecke ab Big Beach bis Rocky Bluffs mit 8 km angegeben, das wären geschätzt sicherlich 4 Stunden Wanderzeit. Da wir allerdings nicht den ganzen Tag mit Wandern verbringen wollen, versuchen wir die Strecke abzukürzen. Wir fahren am Marine Drive in ein Wohngebiet und parken dort nahe der Artist Loops. Durch ein kurzes Stück Waldweg erreichen wir diese schnell. Die Artist Loops führen in vielen Kurven entlang der Küste und an jeder Felsenspitze können wir  neue Ausblicke aufs Meer, auf die rauen Klippen und die krumm gewachsenen Bäume genießen. Hier sind viele neue Holzplattformen erbaut worden und man kann hier seinen persönlichen Lieblingsausguck finden.

 

Nach einer Stunde laufen wir über die Bypässe, die die vielen Kurven abkürzen, wieder zurück zum Auto. 

 

Die beiden sicher sehenswerten Rainforest-Trails laufen wir nicht mehr, denn wir finden, wir haben genug Küstenregenwald gesehen und es zieht uns jetzt ans Meer. Schnell fahren wir zu unserer Hütte packen die Badesachen, Verpflegung und ein Buch ein und legen uns ab Mittag an den Long Beach. Es ist schön warm, doch je näher man am Wasser liegt, streift einen die kalte Meeresbrise des Pacifiks und man kühlt gut ab. Den Rest des Tages sind wir richtig faul. Eine Anfänger Surfergruppe wird in die Kunst des Surfens eingewiesen. Nach einigen Trockenübungen rennen alle ins Meer und dann wird den Rest des Tages geübt. Ich wette mit T., dass er nicht im eiskalten Meer schwimmen geht, doch natürlich packt ihn der Ehrgeiz und er stürzt sich in die Fluten. Er kommt zwar sofort wieder bibbernd raus, aber ich habe die Wette verloren. Am Abend wird es erst diesig, dann zieht eine bedrohliche dunkle Nebelwand auf; Nebelschwaden ziehen mit einer beachtlichen Geschwindigkeit gen Küste. 

 

Wir fahren nach Hause und unsere Hütte liegt im Nebel. Nach dem Duschen ist der ganze Spuk aber schon wieder verschwunden. Anschließend fahren wir nochmal nach Tofino rein und schauen uns den Ort nochmal genauer an. Heute gefällt er uns irgendwie besser, als beim 1. Eindruck. Das liegt vielleicht an dem leckeren Eis, das wir uns gönnen. Am alten Crab Dock kann ich auch noch ein schönes Foto eines roten Fischerhäuschens im Abendlicht machen, fast eine Kulisse wie in Schweden. Wir fahren nun raus aus Tofino und ich möchte noch einmal die andere Meeresseite sehen. An einer Stichstraße fahren wir zum Tofino Inlet runter, vorbei an vielen Luxusunterkünften. Doch es ist Ebbe und der Inlet ist hier total trocken gefallen und matschig. 

 

Vor Tofino am Pacific Rim Hwy befindet sich eine Ansammlung kultiger Shops. Hier geht vor allem die Surferszene hin. Neben dem Surfshop Live to Surf, Chocolate Tofino, Wild Side Grill findet man weiter hinten etwas versteckt den legendären Tacofino-Food Truck. Bei Tacofino zu essen ist absolut kultig und ein „must do“! Wir stellen uns in die lange Warteschlange vor dem Food-Truck und können uns in Ruhe überlegen, was wir essen wollen. Es ist lustig der netten Bedienung zuzuschauen; sie quetscht sich durch das Schiebefenster und hat auf einem Stück Treibholz ihren rechten Arm aufgestützt. So nimmt sie sehr zügig die vielen Bestellungen auf ihrem Schreibblock auf. Bezahlt wird allerdings fortschrittlich überwiegend mit Kreditkarte. Dann wartet man an Holztischen oder auf kleinen Stühlen, bis man mit seinem Namen aufgerufen wird. T. hat Burritos und ich habe Käsetaccos mit Avocado Dipp und einen Thunfischtacco bestellt. Ich bin begeistert, der Tacco schmeckt ganz besonders lecker und ist mit Ingwer, Zitronengras und weiteren leckeren Zutaten gewürzt.

 

 

 

Zum Sunset fahren wir dann nochmals zur nahegelegenen Cox Bay und fotografieren die Surfer im goldenen Abendlicht. Zum Lighthouse bis nach Ucluelet zu fahren ist und heute zu weit.