Stellenbosch

In Sommerset West wollen wir noch das neue „Waterkloof“ Weingut besichtigen. Unser Navi führt uns durch ein abgelegenes Township und wir werden mit großer Armut konfrontiert. Als wir dann die kleine gewundene Straße hochfahren und das Weingut erreichen, könnte der Kontrast zwischen arm und reich nicht größer sein. Der mächtige grüne Glaskasten trohnt hoch oben über der Stadt und man hat nicht nur von der Terrasse einen sensationellen Weitblick über die False Bay. Restaurant und Winetasting Bereich sind sehr großzügig angelegt und mitten drin gibt es einen riesigen offenen modernen Kamin.

 

Wow, wirklich fantastisch!

 

Am späten Nachmittag checken wir im „Keren`s Vine Guesthouse“ im Stadtteil Rozendal nahe des Unigeländes ein. Wir haben das „Rozendal“ Zimmer gebucht mit eigener abgeschlossener Terrasse und besonders die nach außen gebaute Glasdusche mit Himmelblick gefällt uns ausnehmend gut. Das moderne kleine B&B hat einen schönen Pool und Ausblick auf die Berge. Die gute Kerstin hat im Vorfeld bereits unsere Wünsche genau erfragt und unsere Dinner/Lunch monatelang vorher perfekt geplant.

 

Heute abend geht es zum legendären “Rust en Vrede“, das zu den besten Fine Dining Restaurants Südafrikas zählt. Uns erwartet ein Abend der absoluten Spitzenklasse. Zum Glück haben wir uns auch entsprechend schick gekleidet, denn das kapholländische Restaurant kommt wirklich sehr exclusiv daher. Zwei hübsche Mädchen empfangen uns am Eingang und wir werden selbstverständlich zu unserem Tisch geleitet. Das ausgesprochen junge seltsamerweise ausschließlich weiße Personal ist eifrig um uns bemüht und wir werden wie Könige bedient. Zur Toilette wird man begleitet, die bei Seite gelegte Serviette wird dann neu gefaltet, nur um dann sofort wieder auf dem Schoß des Gastes ausgebreitet zu werden. Es werden ständig verschiedene warme Brotsorten gerreicht, da greift T. gerne zu, denn die weiteren Portionen sind doch etwas übersichtlich. Weil er natürlich mit dem Brot viel krümelt, kommt ständig ein Krümelabfeger daher. So etwas haben wir auch noch nicht erlebt, unglaublich.

 

Die Weinkarte wird auf einem Holzständer herangerollt und ich benötige eine gefühlte Stunde, bis ich das komplette Sortiment aller Weinsorten durchgelesen habe. Am Tresen können wir die Kunst des Weinausschanks in Perfektion beobachten. Da werden die unterschiedlichst geformten  Dekander gefüllt, es gibt einen Vorkoster und bei einem Wein geraten die Sommeliers in Diskussion, schlürfen, schnuppern, testen und der Wein wird schließlich sogar für ungenießbar erklärt und ersetzt.  Wir bekommen ein 4 Gänge Menü serviert: roher Thunfisch unterschiedlich angerichtet, 3 Tortellonis mit Prawns mit schmackhafter Soße, ein etwas zähes Wildebeest und ein Dessert der Spitzenklasse mit allen erdenklichen Schokovariationen und Crème Brulée.

 

Wir genießen das besondere exclusive Ambiente, doch täglich brauchen wir diesen abgehobenen Luxus wirklich nicht. Der Preis für diesen Dinnerabend ist auch der hochpreisigste dieses Urlaubs.

 

Als wir die Location verlassen, hockt mitten auf der von Scheinwerfern angestrahlten Wiese eine riesige Eule. Sie hockt erst still da und rauscht dann mit breiten Schwingen lautlos Richtung Baumwipfel davon. Ein schöner Abschluss für diesen einmaligen Abend.

 

Tag 14:

 

Schon bricht unser letzter Tag in den Winlands an. Wir lassen uns Zeit mit dem guten Frühstück, denn die Berge rund um Stellenbosch sind ärgerlicherweise mit dunklen Wolken verhangen. Wieder einmal bekommen wir gesagt, dass das Wetter dieses Jahr völlig untypisch wäre und dass normalerweise der März / April noch sehr schön warm und sonnig wäre. Na toll!

 

Da es Richtung Küste etwas mehr aufzulockern scheint, beschließen wir Weingüter in dieser Richtung anzufahren. Es geht los hoch oben beim Weingut des Golfspielers „Ernie Ellies“. Vorbei an einigen mächtigen Felsen gelangt man durch ein mächtiges Holztor in den Eingangsbereich des noblen Weingutes. Hinten raus gibt es eine gepflegte Terrasse mit einem gemauerten Wasserlauf, der auf eine weite Wiese führt. Hier hat man sogar bei gutem Wetter einen tollen Weitblick bis zum Tafelberg. Wir werden direkt nett empfangen und bekommen ungefragt einen frischen Chardonnay, der auch schon um 10 Uhr schmeckt, in die Hand gedrückt.

 

Beide Daumen hoch!

 

 

Weiter geht es zum versteckten „Hidden Valley“ mit dem hochgelobten Restaurant „Overture“. Die Arbeiter sind mit der Olivenernte beschäftigt. Ich drehe eine kleine Runde am Teich entlang durch das schön angelegte Gärtchen. Die Location ist so früh noch recht verschlafen und ein Blick ins Restaurant überzeugt uns vom Style nicht wirklich.

 

 

Nun möchte ich natürlich das altehrwürdige „Rust en Vrede“ gelegen in mitten der Weinberge nochmals bei Tageslicht anschauen. Schon die Auffahrt ist imposant. Das Weingut ist wirklich wunderschön im kapholländischen Stil gebaut und unter alten Eichen gelegen. Ich schleiche mich für ein schnelles Foto bis zum gepflegten Gelände des langgestreckten Manorhaus. Sogar die Sonne kommt ein wenig hervor. Der Winetasting Bereich präsentiert sich im traditionellen Ambiente von hohem Niveau.   

 

 

Auf Rat unseres B&B stoppen wir beim Weingut „Peter Falke“; ja genau der, der mit den gleichnamigen Socken bekannt wurde.

 

Von außen wirkt das Weingut in traditioneller Cape Dutch Architektur klein und zierlich. Überall ranken pinkfarbene Bougainvillea, was einfach traumhaft schön aussieht. Überdimensionale riesige Korkenzieher dienen als Außendekoration. Einige in die Jahre gekommende Hunde liegen hinten auf der großen weitläufigen Wiese und ein Golden Retriever begrüßt uns freundlich. Es gibt schön angelegte Beete und lange Rabatten mit duftenden Rosen, Lavendel und Rosmarin, die von Gärtnern gepflegt werden. Hinter dem Verkostungsgebäude stehen gemütliche schicke Loungemöbel. Der Verkostungsraum selbst ist sensationell.

 

Er haut uns quasi „ aus den Socken“, kicher! Alles ist hypermodern gestylt und die rund gebaute Bar leuchtet wie in einem Club in pinkem Neonlicht; darüber trohnt ein Kristalllüster. Am Eingang gibt es noch einen kleinen Shop in dem man allerhand hübsche Haushalts- und Korbwaren, Dekoartikel und natürlich die Falke Socken kaufen kann.

 

Wir müssen unbedingt mit mehr Zeit wieder her kommen!

 

 

Als nächstes besuchen wir das kleine Weingut „Meerlust“, das bereits in der 8. Generation geführt wird. Die Anfahrt ist palmengesäumt und das denkmalgeschützte Anwesen wirklich schön. Der einzige italienische Winzer am Kap sorgt hier wohl für ein hohes Niveau der Weine, wobei der „Rubicon“ das Flagschiff sein soll. Wir können einige Angestellte draußen beim Befüllen der französischen Barriques Fässer beobachten. Der Tastingroom ist recht rustikal.

 

Bis zum Lunch haben wir noch ein wenig Zeit und so halten wir noch am große Wein Estate „Spier“, das gerne auch von größeren Gruppen von Wein-Touristen angefahren wird. Es ist bei den Lokals wohl nicht so beliebt und wird als zu touristisch beschrieben, doch wir haben Glück und besichtigen das riesige Anwesen fast alleine. An einem Gebäude mit Bistro kann man sich ein eigenes Picknick zusammenstellen und beim Anblick der leckeren Kleinigkeiten läuft uns schon wieder das Wasser im Munde zusammen. Wir holen uns nur einen Coffee to go und genießen im Sonnenschein den Blick auf den schön angelegten See.

 

 

Unser heutiges Highlight soll das Lunch im modernen „Jordans“ werden. Natürlich haben wir lange im Voraus reserviert. Die Jordan Vineyards liegen in hohen Hanglagen mit spektakulären Ausblicken auf die Bergkulisse rund um Stellenbosch. Das zum Vorsichtig Fahren mahnende Chamäleon Schild weckt meinen Ehrgeiz und ich versuche direkt eines dieser tollen Tierchen zu erspähen, doch leider kraxle ich vergeblich zwischen den Reben herum.

 

Die aufgetischten Speisen in der kleinen Bakery sprechen uns direkt sehr an. Mh, duftet das lecker! Auch sitzt man auf der kleinen Terrasse wunderschön. Ich überlege ernsthaft, ob wir unser feines Lunch im schicken Restaurant nicht sausen lassen und es uns hier bei etwas deftigeren Gerichten gut gehen lassen sollten. Eine Servicekraft köpft spektakulär eine Champagnerflasche gekonnt mit dem Säbel und alle Gäste applaudieren.

Schließlich betreten wir aber doch das vielfach ausgezeichnete Restaurant mit offener Showküche und bekommen einen Tisch an der riesigen Fensterfront; der Blick geht über einen hübsch angelegten Rasen zum Teich, über hügelige Weinberge bis ins Tal. Da es jetzt mit Sonnenschein wärmer wird, können wir die Glastüren öffnen und beiseite schieben. Es herrscht eine angenehm legère Atmosphäre. Bei einem Glas Sekt stoßen wir auf das Ende eines gelungenen Urlaubs an. Das Essen ist dann ein Traum. Alle Speisen vom Brot bis zum Hauptgang sind ein Gaumenschmaus und perfekt dekoriert und auch reichlich. Absolut zu Recht wurde das Restaurant zu den 10 besten Südafrikas gewählt und hat Sterneniveau. Einzig die Zeit zwischen den Gängen zieht sich in die Länge. Es stehen dann auch andere Gäste auf, treten auf die Terrasse und man kann zahlreiche hübsche Nektarvögel beobachten und fotografieren. Leider sind wir satt und schaffen das wohl legendär leckere Soufflé nicht mehr. Es gibt auch einen separaten klimatisierten Käseraum mit einer besonders großzügigen Käseauswahl.

 

Das „Jordan`s “ bekommt von uns auch volle Punktzahl.

 

 

Es ist nun schon 15 Uhr am Nachmittag und die Zeit drängt etwas. Unser Schmankerl zum guten Schluss soll das mediterrane „Waterford Wine Estate“ sein. Hier haben wir uns bereits vorher zum nachmittäglichen „Chocolate and Winetasting“ angemeldet. Die mit Zitrusbäumen und duftenden Lavendelbüschen gesäumte sehr gepflegte Auffahrt eröffnet den Blick auf eine idyllische Villa im Stil der Toskana. Im mediterran gestalteten Innenhof mit sprudelndem Brunnen begrüßen uns zwei imposante Rhodesian Ridgebacks.

Wir wählen einen Sitzplatz in tiefen Sofas direkt am gemütlichen Kaminfeuer. Ein zuvorkommender Weinexperte serviert uns auf einem Holzbrett drei Weine mit geschmacklich speziell darauf abgestimmten Täfelchen belgischer Schokolade.

 

Der Kevin Arnold Shiraz wird mit einer dunklen Masala Chai Schokolade angeboten. Schlürfen, Schoki, nochmals schlürfen; mhm das passt wirklich großartig zusammen! Als nächstes verkosten wir den klassischen Cabernet Sauvignon gepaart mit dunkler Schokolade mit Salzkristallen. Toll! Zum Schluss wird der süße Dessertwein getestet, der mit einer sehr speziellen Milchschokolade mit Rosengeschmack angeboten wird. Ein sensationelles Geschmackserlebnis! Der freundliche Sommelier schaut verdutzt, als ich das gleiche Tasting nochmals bestelle, so spart er sich weitere Erklärungen.

 

Heute gibt es sogar eine Weinverlosung und wir werfen unser Zettelchen in den bereitgestellten Hut und warten gespannt. Eine dänische Familie ist dann der glückliche Gewinner.

 

Glücklicherweise spielt heute im Innenhof noch eine richtig gute Liveband und es werden bekannte Songs aus den letzten Jahren auf hohem Niveau vorgetragen. T. täschelt zufrieden seinem neuen Freund dem Ridgeback den großen Kopf.

 

Was für ein tolles Ambiente! Absolut überzeugend und empfehlenswert!

 

 

Da noch etwas Zeit übrig ist, halten wir noch für einen Fotostopp am Weingut „Dornier“, was sich in einer modernen Architektur präsentiert. Die Gebäude erinnert an eine reisige Welle, die sich in dem davorliegenden Wasserbecken spiegelt.

In der Hoffnung eventuell doch noch einen winzig kleinen Sunset zu erwischen, fahren wir noch zum modernen „Tokara“ Wine Estate. Der stylische Innenbereich des Restaurants ist sehr repräsentativ und alles wird schon für das Dinner hergerichtet. Bei schönem Wetter soll der Blick von der Terrasse bis nach Kapstadt fantastisch sein. Die Weine erhalten wohl auch bei „John Platter“ durchweg excellente Bewertungen. Gerne hätte ich auch noch das Olivenöl Tasting gemacht. Ein Grund wieder zu kommen.

Das geplante Abendessen fällt heute wieder mal aus.  

 

 

Tag 15:

 

Da unser Flieger erst am späten Nachmittag startet, können wir die Zeit noch ein wenig für die Winelands nutzen. Wir fahren noch vorbei am Weingut „Simonsig“ zu den beiden entlegeneren an den Ausläufern der Simonsberge gelegenen Weingütern „ Muratie“ und „Delheim“. Muratie ist eines der ältesten Weingüter Südafrikas und das historische Gebäude steht unter Denkmalschutz. Die Böden sind hier besonders gut und die traditionell hergestellten Rotweine zählen zu den besten des Landes. Es wirkt hier zwar auf uns alles verwahrlost, doch können wir uns dem morbiden Charme dieses mystischen Ortes kaum entziehen. Man fühlt sich im historischen Keller, in dem die Weinflaschen von dichten Spinnweben überzogen sind, fast ins 18. Jahrhundert versetzt.

 

Im Weinkeller der „Delheim Winery“ erstehen wir noch einen einen hübschen Weindekander; sicher ein angemessenes Andenken an diesen Urlaub „In Style“.

 

Auf Rat unseres B&B besuchen wir anschließend den Slow Food Market in Stellenbosch. Hier werden wie bei vielen Märkten am Wochenende rund ums Kap vor allem nette Leckereien angeboten. Wir drehen eine kleine Runde und fahren dann in das Städtchen Stellenbosch.

 

Zur Mittagszeit sind viele Touristen und junge Studenten unterwegs und wir schlendern entlang der historischen Dorfstraße vorbei an zahlreichen kleinen Shops und gute Restaurants. Ich erstehe noch einen Bund der dekorativen schwarz-weiß gefärbten Porcupine-Stacheln. Wir lassen uns in einem netten Café nieder und beobachten ein wenig das bunte Treiben auf der Straße.

 

 

Viel zu früh wie immer drängt T. zum Aufbruch und wir erreichen gegen 14.30 Uhr den Internationalen Flughafen.

Die Fahrzeugübergabe verläuft zügig und wir verbringen die restliche Wartezeit im teuren Out of Afrika Shop und lesen endlich unser Buch zuende.